Leider hat Luther an einigen wenigen Stellen der Bibel Fälschungen vorgenommen, die nicht nur der sprachlichen Verschönerung dienen. Eine recht bekannte und berühmte Interpretation von Luther findet sich in Römer 3,38. Luther setzt dem Text das Wort „allein" hinzu: „..., dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben". Das ist letztlich eine harmlose Hinzufügung, denn sie trifft und verstärkt den Sinn der Aussage.
Schlimm ist es aber im Kolosserhymnus, wo er ohne Stützung durch eine einzige griechische Handschrift das Wort „vor" einfügt: „Er (=Jesus) ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung" (Kol. 1,15). Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob Jesus „der Erstgeborene aller Schöpfung" oder „der Erstgeborene vor aller Schöpfung" ist. Das ist ein glatter sachlicher Widerspruch und keine Interpretation mehr. Sogar noch in den Revisionen der Luther Bibel 1984 und 2017 ist er vorhanden. Somit wurde diese glatte Lüge bis heute (!) nicht korrigiert.
Es gibt eine Stelle in der Bibel, die von Luther nicht gefälscht wurde, aber dasselbe aussagt. Offb. 3,14: „Das sagt ... der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes".
Der Leser nimmt die Fälschung Luthers als „Schriftbeweis" für die Dreieinigkeitslehre (Trinität) an. Nicht weniger als die Präexistenz Jesu vor der Schöpfung wird ausgesagt. Nach der Lehre der Trinität ist „Gott der Sohn" gleich ewig wie „Gott der Vater". Der Urtext im Kolosserhymnus sagt das genaue Gegenteil aus. Diese Fälschung kommt von einem Reformator und Bibelübersetzer, der durch „sola scriptura" (allein die Schrift) berühmt geworden ist. Vor dem Papst hat er erklärt, sich nur durch Schriftbeweis geschlagen zu geben. Den Marienkult („Mutter Gottes"), der aus der Trinität entsteht, bekämpfte er, aber die Trinität selbst stützte er. Auch andere Reformatoren kämpften verbittert um die Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) der Trinität. Calvin sorgte dafür, dass der Antitrinitarier (Gegner der Trinität) Servet, der Entdecker des Lungenkreislaufes, verbrannt wurde. Die Trinität ist in den Köpfen der Protestanten, Evangelikalen und Freikirchler so betoniert, dass diese Lehre dem NT übergestülpt wird. Es wird nicht nach der Berechtigung der wichtigsten katholischen Lehre gefragt, sondern sie wird vorausgesetzt und die Aussagen der Bibel werden ihr angepasst. Noch heute werden Antitrinitarier als „Irrlehrer" beschimpft, obwohl die Aussagen Jesu selbst ihnen eindeutig Recht geben. Aber was ist die Lehre Jesu gegen ein Kirchendogma, das sogar die „Reformatoren" vertreten? Luther trägt daran einen nicht geringen Teil der Schuld.
Mir viel sofort die bekannteste Aussage des „Erzketzers" Arius ein: ἦν πότε ὅτε οὐκ ἦν- es gab einmal eine Zeit, da gab es ihn (den Sohn) nicht. Die Entscheidung, ob dieser Satz richtig ist, darf nicht der Übersetzer treffen, indem er einen Test fälscht. Es ist der kleine trinitarische Augustiner, der fälscht. Und indem die Revisoren es noch 2017 stehen lassen, fälschen sie auch.
Diese Fälschung wurde mit voller Absicht begangen, denn das lässt sich sehr schön an seiner Übersetzung zu 2. Joh. 7 bestätigen, die ebenfalls künstlich eine trinitarische Deutung erfährt. Denn im griechischen ist von Irrlehrern die Rede, die nicht bekennen, dass Jesus in Fleisch gekommen ist. Das lässt sich völlig zwanglos verstehen, indem Irrlehrer eben abstreiten, dass Jesus als Mensch aus Fleisch und Blut erschien. Aber Luther hat auch den Artikel hinzugesetzt, der im griechischen Text fehlt und es als kleiner Augustinermönch gedeutet: Irrlehrer bekennen nicht, dass Jesus in das Fleisch gekommen ist. Jetzt bekennen sie die Inkarnation (Einfleischung) nicht: Gott ist in Fleischesform auf der Welt erschienen. Das steht alles nicht da, aber durch die Einfügung des deutschen Artikels wird es hineingelesen von Leuten, die mit diesem Dogma vertraut sind. Schlimm ist hierbei, dass gerade die zu Irrlehrern erklärt werden, die nach Meinung des Johannes die richtige Lehre haben. Auch diese Deutung Luthers wurde in der Revision 1984 belassen. In der Revision 2017 hat man es endlich korrigiert, wenn auch Kol. 1,15 belassen wurde. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Jeder Leser wünscht sich einen Text, der das Verständnis seines Verfassers aufzeigt. An ein paar Stellen manipuliert aber Luther seine Leser.
Exakt die identische Übersetzung gebraucht er in 1. Joh. 4,2. Wer also nach dem religiösem Schema „die Schrift legt sich selber aus" vorgeht, wird zweimal betrogen, denn die Lüge „in das Fleisch" wird nochmals aufgetischt. Nochmals Inkarnation, die kein griechischer Text hat.
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